In unserer ersten Folge  Lebenshilfe: Vom Elternverein
hin zu einem gemeinnützigen Wirtschaftsunternehmen – haben wir den Weg von den 60er-Jahren bis hinein in die 80er-Jahre verfolgt.
Im zweiten Teil gehen wir von den 90er-Jahren ‚in das Heute‘.

In den 90er-Jahren war die Lebenshilfe München bereits zu einer großen Organisation angewachsen. Von der Frühförderung, den Heilpädagogischen Tagesstätten (HPT), über die Werkstätten bis hin zu den Wohneinrichtungen, Beratungsdiensten und der Offenen Behindertenarbeit deckte der Elternverein die gesamte ‚Lebens-Wirklichkeit‘ von Menschen mit Behinderung ab. Er gab auch den Eltern Raum und Sicherheit im Streben nach einer bestmöglichen Förderung ihrer Kinder. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landkreis München entwickelte sich gut, man war ihr ein verlässlicher Partner in vielen sozialen Bereichen geworden.

Putzbrunn: Ein Neubau der alle Anforderungen erfüllt

Die Nachfrage nach betreuten Wohnplätzen für Menschen mit geistiger Behinderung war ungebrochen groß. Von 1992 an war der Elternverein neben dem laufenden Betrieb mit dem Bau des großen Wohnheimes in Putzbrunn beschäftigt. 1993 gab es für 34 Wohnplätze 160 Vormerkungen. Die Nachfrage war sehr hoch, auch die Kosten.

„Das Wohnheim Putzbrunn wird mit 6,4 Millionen DM Gesamtkosten abschließen.
Rund 1,4 Millionen müssen nachfinanziert werden“, heißt es damals
in einer Ausgabe des L.I.E.S. – Heftes. 

1994 feierte man dann die Eröffnung der Wohneinrichtung in der Waldkolonie von Putzbrunn, im Landkreis München. Diese Einrichtung war in mehrerer Hinsicht für die Lebenshilfe München einzigartig. Sie war und ist bis heute mit 34 Betreuungsplätzen, verteilt auf vier Gruppen, die Modernste. Bis auf ein Doppelzimmer wohnen und leben die Menschen hier in Einzelzimmern und es steht ihnen die gesamte Infrastruktur mit allen Gemeinschaftsräumen offen. Es war auch der erste komplette Neubau der Lebenshilfe, so dass alle Erfordernisse einer behindertengerechten Einrichtung erfüllt werden konnten. Zudem eröffneten die Lebenshilfe-Werkstätten gleich nebenan eine weitere Zweigstelle, eine ideale Kombination zur Wohneinrichtung. Die Einrichtung wurde 2005 noch um ein weiteres Gebäude mit 18 Wohnplätzen erweitert.

Lebenshilfe München im Landkreis gut vertreten

Damit war die Lebenshilfe München, die seit 1960 den vollen Namen „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V. Stadt und Landkreis München“ trägt, im Landkreis München mit einer großen Wohneinrichtung, der Werkstatt, mit der HPT in Neuperlach und der Frühförderung in Feldkirchen gut vertreten. Stationäre Einrichtungen der Frühförderung mit Beratungs- und Therapieräumen haben sich in den 90er-Jahren in Feldkirchen, Sendling-Westpark und in Giesing etabliert.

Ein Leuchtturm-Projekt in der Stadt München

1993 stand bereits die Renovierung und der Ausbau der künftigen Zentrale in der St.-Quirin-Straße an, während man noch mit dem Neubau in Putzbrunn völlig ausgelastet war. Man hatte das alte Wohngebäude auf Basis einer Erbpacht (60 Jahre) von der Stiftung Eckersberg erwerben können. Dazu kam erschwerend, dass ein bestehender Pachtvertrag über die Anmietung des bis dahin genutzten Büros noch bis zum Jahr 2000 lief, so dass hier zusätzliche Kosten von 60.000 DM entstanden, war im LIES – Heft aus dem Jahr 1997 zu lesen.

320 Hauptamtliche und 100 Ehrenamtliche

Am 03. Juli 1997 war die offizielle Eröffnung und am 13. November 1997 hielt die Lebenshilfe München ihre erste Vorstandssitzung in dem neuen Vortragsraum der Zentrale der Lebenshilfe München in der St.-Quirin-Straße ab.

„1996 haben 320 Mitarbeiter und 100 Ehrenamtliche für die Einrichtungen und die Offene Behindertenarbeit sehr viel geleistet, hieß es in dem Geschäftsbericht.“

Zur Eröffnung lud damals der Vorsitzende Wolfgang Franz und die Festansprache hielt die langjährige Vorstandsvorsitzende Silvia Görres. Es war für den Elternverein ein wirklich großes ‚Leuchtturm-Projekt‘ in München-Giesing. Die aus dem Bestand der ehemaligen US-Kasernen übernommenen Wohngebäude wurden ausgebaut und modernisiert. Sie bieten Raum für die Offene Behindertenarbeit, für die Frühförderung, die Beratung, für eine Wohneinrichtung sowie für die zentrale Verwaltung, so dass jetzt alles ‚unter einem Dach‘ zusammen ist. Das erleichtert die Arbeit erheblich und es gibt jetzt auch für Eltern und Betroffene eine zentrale Anlaufstelle.

Lesen Sie im dritten Teil die Entwicklung der Lebenshilfe München bis in das Jahr 2016:
lebenshilfe-muenchen-geht-neue-wege/